Eine Gruppe von Raidern und Rovern hatte sich für die Sommerferien ein ganz besonderes Projekt vorgenommen: In fünf Wochen von Jerewan in Armenien nach Tiflis in Georgien. Ohne Bus und Bahn, sondern per Autostopp und zu Fuß, zu den höchsten Gipfeln und den schönsten Gebirgstälern, bis hin zum Schwarzen Meer. Dazwischen Einsätze im armenischen Kindercamp, Mithilfe in einem georgischen Obdachlosenheim und Unterstützung der Mutter-Teresa-Schwestern. Als katholische Pfadfindergruppe ist der Fahrtenalltag geprägt durch gemeinsames Singen und Beten, und nicht zuletzt durch ein ganz konkretes Vertrauen auf die göttliche Vorsehung.
Abenteuer erleben
Pfadfinderfahrt bedeutet Abenteuerfahrt. Von Jerewan aus überqueren wir in sieben Tagen das Geghama-Gebirge und zelten in 3597m Höhe im Krater des erloschenen Vulkan Azhdahak an einem Seeufer. Es ist uns egal, dass wir die ganze Nacht das Zelt im Sturm festhalten müssen – wir lieben die Herausforderung. Weiter geht es im armenischen Nationalpark Dilijan. Aktuelle Wanderkarten gibt es nicht, wir marschieren nach einer russischen Militärkarte aus dem Jahr 1976. Meistens querfeldein. Irgendwo. In traumhafter Landschaft. Und natürlich versuchen wir uns auch am Aragat, mit 4090m dem höchsten Berg Armeniens (mit Erfolg!). Per Autostopp schlagen wir uns nach Georgien durch und lernen dabei, auf die Vorsehung Gottes zu vertrauen. Alle kommen pünktlich am Treffpunkt an. Wir verbringen eine Nacht am Schwarzen Meer, erkunden einsame Täler in Swanetien im Großen Kaukasus und zelten an schönen Bergseen…
Engagiert helfen
Aber Abenteuer ist nicht alles. Wir sind in Armenien und Georgien, um zu helfen. Nach der ersten Wanderung geht es nach Tsaghkadzor, wo wir die armenischen-katholischen Schwestern bei ihrem Sommercamp unterstützen, zu dem rund 220 Kinder, teils Waisen aus besonders bedürftige Familien, gekommen sind. Vormittags beteiligen wir uns als „Lehrer“ an Workshops zu Englisch, Französisch, Musik, Computergrundkenntnisse und Sport. Am Nachmittag organisieren wir für die Kinder ein buntes Spieleprogramm. Und wer über besondere handwerkliche Begabung verfügt, wird von Jakob sofort ins „Hausmeisterteam“ aufgenommen. An allen Ecken und Enden gibt es etwas zu reparieren. So gibt es für jeden etwas zu tun.
Ganz ähnlich ist es im Heim für Kinder mit Behinderung in Spitak, das Mutter Teresa nach dem großen Erdbeben 1988 gegründet hat. Wir helfen in Haus und Garten mit, spielen und arbeiten mit den Kindern, und lassen uns selber von der Freude der Bewohner und Schwestern anstecken. Am Ende der Fahrt besuchen wir in Tiflis ein Haus für Obdachlose. Wir putzen alle Räumlichkeiten, waschen unzählige Decken, T-Shirts und Hosen und restaurieren nicht zuletzt das große metallene Kreuz auf dem Kapellenturm.
Wir haben versucht, uns für andere zu engagieren und ihnen eine Freude zu machen. Aber letztlich waren immer wir selbst die Beschenkten!
Gemeinsam glauben
Als Pfadfinder teilen wir Abenteuer und Diensteinsätze, aber wir teilen auch unseren Glauben. Gemeinsam vertrauen wir am Morgen unsere Pläne für den Tag dem HERRN an, beim Wandern betrachten wir das Leben Jesu im Rosenkranz, bei Blitz und Hagel bitten wir um den Schutz der Gottesmutter, in der „Kathedrale der Natur“ feiern wir die Heilige Eucharistie und zum Abschluss des Tages singen wir am glimmenden Lagerfeuer gemeinsam die Komplet, das kirchliche Nachtgebet. In fünf Wochen gibt es auch genügend Gelegenheiten, über alle Themen, die ein jugendliches Herz bewegt, zu diskutieren – angefangen von Freundschaft und Beziehung bis hin zur Gottesfrage. Pfadfinderfahrten sind irgendwie auch Einkehrtage, ja beinahe „Exerzitien“.
Nun ist die Fahrt vorbei. Zurück bleiben Eindrücke, Erfahrungen, Dankbarkeit, und nicht zuletzt viel Schwung und Motivation, den Einsatz für den Nächsten und den Glauben auch im Alltag aktiv zu leben.