Ranger / Rover – ich diene
Als junge Erwachsene (ab 17 Jahren) erleben wir gemeinsam die großen Abenteuer. Jetzt führen unsere Fahrten auch auf andere Kontinente. Wohin uns die Sehnsucht treibt… No limits. Das Abenteuer ist aber kein Selbstzweck. Uns berührt die Schönheit der Schöpfung, wir lernen Vertrauen auf Gottes Fügung, wir packen an bei Hilfseinsätzen, wir erleben die eigene Bereicherung beim Engagement für den Nächsten. So werden Fahrten und Diensteinsätze zur Lebensschule, in der wir uns selber besser kennenlernen können und als Persönlichkeiten geformt werden.
Fahrt und Abenteuer
Wir lieben das Unterwegssein. Die Fahrten der letzten Jahre haben uns vom Nordkap bis nach Afrika, von der chinesischen Grenze bis an den Pazifik geführt. Per Tramp, zu Fuß, mit dem Fahrrad. Wir nehmen den Jakobusweg unter die Schuhsohlen, wir pilgern ins Heilige Land oder einfach mal nach Altötting – der ganze Globus ist unser Spielgebiet.
Während des Jahres stehen kleinere Touren im Kalender: Wir wandern in der näheren Umgebung, wir klettern, fahren Kanu, organisieren Querfeldein-Raids. Besondere Highlights sind Höhlenexpeditionen, 80er-Hatsch (80 km in 24 Stunden), Skitouren usw.
All diese Unternehmungen machen nicht nur unglaublich viel Spaß, oft entstehen Freundschaften, die fürs Leben halten. Wir erfahren, wie bezaubernd schön Gottes Schöpfung ist, wie wenig man im materiellen Sinn für das eigentliche Glück braucht, wie gemütlich es ist, wenn man am Abend eines anstrengenden Wandertages mit Freunden am Lagerfeuer sitzt.
entscheiden lernen
Wir leben in einer Welt der unbeschränkten Möglichkeiten. Die Freiheit, zwischen 1000 Optionen in der Ausbildung, der Freizeitgestaltung, dem Freundeskreis, dem Wohnort usw. wählen zu können, ist eine Gabe, aber auch Aufgabe. Schritt für Schritt wollen wir unser Leben selber in die Hand zu nehmen; was bisher aus Gewohnheit geschah, gilt es zu reflektieren und bewusst aus eigener Überzeugung zu leben; wir müssen lernen, eigenständig Entscheidungen zu treffen und Verbindlichkeiten einzugehen – all das zählt zu den zentralen Lernfeldern eines jungen Erwachsenen, heute mehr denn je.
Das Leben in der Runde lässt uns ganz konkret erfahren, dass Gemeinschaft nur auf der Basis von gegensätzlicher Verlässlichkeit und längerfristiger Bindung der einzelnen Mitglieder gelingen kann. Dies beginnt bei der freien und bewussten Entscheidung für das Dabeibleiben nach dem Übertritt aus der Pfadfinderstufe und führt konsequent zur „Ranger- und Roververpflichtung“, mit der wir uns nach längerer Vorbereitung für die dreijährige Übernahme eines ehrenamtlichen Dienstes in einem sozialen Projekt verpflichten. Mit diesen kleinen Schritten der Entscheidung kann auch der Mut zu Lebensentscheidungen wachsen, bis hin zum Ja der Ehe oder einer Priester- oder Ordensberufung.
„Der Mut zu endgültigen Entscheidungen! Es ist viel Großmut in der Jugend da, aber das Risiko, sich ein Leben lang zu binden, sei’s in der Ehe, sei’s im Priestertum, das wird gescheut. (…) Den Mut zu wecken, endgültige Entscheidungen zu wagen, die in Wirklichkeit erst Wachstum und Vorwärtsbewegung, das Große im Leben ermöglichen, die nicht die Freiheit zerstören, sondern ihr erst die richtige Richtung im Raum geben: das zu riskieren – diesen Sprung sozusagen ins Endgültige – und damit das Leben erst richtig ganz anzunehmen, das würde ich schon gern weitergeben.”
Papst Benedikt XVI.
Kompetenzen erweitern
Auch nach der Schule bleiben wir Schüler. Als Pfadfinder erweitern wir in alle Richtungen unsere Kompetenzen. Wir lernen fürs Leben.
Im handwerklichen Bereich: Als Runde reparieren wir zuhause einen VW-Bus, den wir auf unserer Fahrt nach Albanien als Geschenk für die dortige Missionsstation mitbringen. Mit einem Schreiner aus unseren Reihen bauen wir Sitzhocker, Materialkisten und Rennrodel. Beim Diensteinsatz im Pfadfinderheim verlegen wir zum ersten Mal Fliesen. Und warum nicht mal die Pfadfinderkluft gemeinsam mit der Runde selber nähen?
Im kulturellen Bereich: Wir pflegen den aktiven Gesang, in Abendrunden, bei Singewettstreiten, mit mehrstimmigen religiösen Liedern. Wir besuchen Theater und versuchen uns auch gern selbst beim Theaterspielen. Im Rahmen von kulturellen Besichtigungen lernen wir die Wurzeln unseres eigenen Landes und Europas besser kennen und wenn wir in fernen Ländern unterwegs sind, beschäftigen wir uns vorab mit den dortigen Bräuchen und Traditionen.
Im sozialen Bereich: Auf Fahrt wächst das Selbstvertrauen, auf andere Menschen zuzugehen; bei Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Gruppe müssen konstruktive Kompromisse gefunden werden; es geht nur mit gegenseitiger Rücksicht und Solidarität – ganz natürlich wird durch das Rundenleben die soziale Kompetenz der Pfadfinder gestärkt.
Einsatz leben
Der Wahlspruch der Ranger- und Roverstufe lautet „ich diene“. Im Rahmen unserer Diensteinsätze praktizieren wir Nächstenliebe ganz konkret bei kleinen und großen Projekten:
– Häuserbau-Aktionen in Krisenländern (Bosnien, Albanien usw.)
– Hilfseinsätze bei Flutkatastrophen
– Ferienbetreuung von Waisenkindern in Armenien
– Mithilfe bei Kirchenbau in verschiedensten Ländern (Spanien, Kirgistan…)
Während des Jahres helfen wir bei Stammes- und Pfarrveranstaltungen, wir organisieren Weihnachtssingen im Seniorenheim, arbeiten in Armenküchen mit, wir leisten Handwerkeraufgaben im Jugend- oder Pfadfinderheim, übernehmen Dienste bei kirchlichen und pfadfinderischen Großveranstaltungen (WJT, Katholikentag, Neu-Ulmer Singwettstreit usw.), aber auch in der eigenen Pfadfindergruppe durch Führung der jüngeren Altersstufen und vieles mehr. Dabei dürfen wir immer wieder erfahren, dass wir beim selbstlosen Einsatz für andere selbst die Beschenkten sind.
katholisch sein
Für jeden jungen Erwachsenen muss der Zeitpunkt kommen, an dem er sich bewusst für den Glauben entscheidet und eine altersgerechte Weise des Betens findet. Unsere Runden sind Orte, wo wir geistlich auftanken können; wo wir unseren Gauben in Gemeinschaft mit Gleichgesinnten praktizieren; wo wir Schwierigkeiten auf dem Glaubensweg gemeinsam besprechen: im täglichen Gebet auf Fahrt, auf Wallfahrten, bei Gesprächskreisen und Diskussionen und nicht zuletzt bei Einkehrtagen und Exerzitien. Aus der freien Entscheidung für den Glauben ergeben sich viele konkrete Fragen:
– Wie lässt sich ein Leben mit Jesus Christus in den verschiedenen Bereichen des eigenen Alltags umsetzen? In Familie, Freundeskreis, Ausbildung/Beruf, Hobby usw.?
– Welche Lösungsansätze ergeben sich aus dem Glauben für die Probleme der Welt und die Fragen der Gesellschaft von heute?
– In welchem kirchlichen oder gesellschaftlichen Bereich kann und will ich mich persönlich einsetzen und Verantwortung übernehmen?
– Wie kann ich von meinem Glauben, der mein eigenes Leben bereichert, Zeugnis geben?
Der gemeinsame Glaubensweg hilft uns, Schritt für Schritt besser den Ruf Gottes hören zu lernen und ihm im Alltag mit großem Vertrauen antworten.