Pfadfinder – unser pädagogisches Konzept
Das Abenteuer schweißt uns zusammen. Ganz konkret packen wir an, wenn es darum geht, Lagerbauten zu errichten, Olympiaden zu gewinnen, bei Hilfseinsätzen zur Stelle zu sein. Die Pfadfindermethode schafft die Möglichkeit, dass jeder von Anfang an eine Mitverantwortung in der Gestaltung des Gruppenlebens übernimmt und seine Fähigkeiten einbringt.
paddle selbst dein Kanu
Seine Freizeit, sein Leben selber gestalten – das Pfadfindertum bietet uns einen Rahmen, in dem wir kreativ unsere eigenen Ideen und Talente entwickeln und realisieren können. Im Lager bauen wir eine eigene „Welt“; bei großen Spielen draußen in der Natur werden wir zu Strategen, bei handwerklichen Projekten zu Künstlern; bei Theateraufführungen entdecken wir unser Talent als Regisseur und Schauspieler, bei Singewettstreiten werden Komponisten, Dirigenten und Solisten geboren, und bei Sozialprojekten entdecken die Entwicklungshelfer von morgen ihre Berufung. Die vielfältigen „Ämter“ in der Gruppe, die von Einzelnen übernommen werden – vom Spielwart über den Reporter, Koch und Waldläufer bis hin zum Liturgen – geben jedem einzelnen Jugendlichen die Möglichkeit, für die Gemeinschaft Verantwortung zu übernehmen und auf diese Weise die Gruppe mitzugestalten. Dies setzt nicht nur Motivation und Einsatzfreude frei, sondern stärkt auch Selbstvertrauen und Führungskompetenz. Und was auf den ersten Versuch nicht klappt, gelingt beim zweiten Mal. Never give up. Das Pfadfinderleben befähigt uns, das Kanu unseres Lebens selber zu paddeln.
scouting is doing
Gott hat uns einen Verstand gegeben, aber zwei Hände. Einen Mund, aber zwei Füße. Pfadfindersein bedeutet, zu handeln, zu erleben, etwas auszuprobieren. Wir lernen Knoten nicht auswendig, sondern wir bauen Türme. Wir studieren nicht Jahreszahlen im Geschichtsbuch, sondern erleben im Geländespiel, wie Napoleon und Wellington aufeinandertreffen. Wir kopieren nicht Kochbücher aus dem Internet, sondern kreieren am Lagerfeuer eigene Rezepte. Wir sitzen nicht zuhause und lesen Reiseberichte, sondern packen unseren Rucksack und gehen selber auf Fahrt. Natürlich verlaufen wir uns auch mal. Und viel zu oft ist die Suppe versalzen. Wir haben keine Angst vor Fehlern. Noch ist kein Meister vom Himmel gefallen.
Auch für unser soziales Engagement gilt die Devise scouting is doing. Wir diskutieren nicht über Weltverbesserung, sondern helfen ganz konkret: im Seniorenheim, in der Suppenküche, im Pfarrsaal oder ganz kurzfristig in Katastrophengebieten (Hochwasser, Erdbeben usw.). Eine einzelne Hand, die hilft, ist mehr wert als tausend laute Worte ohne Wirkung.
Pfadfindersein bedeutet aktiv sein. Dies ist der Weg, auf dem wir uns weiterentwickeln. Sogar für den Glauben gilt diese Prinzip. Wir reden nicht nur drüber, sondern wir leben ihn.
auf ins Freie
Als Pfadfinder gehen wir raus in die Natur. Sie ist ein Ort, wo wir Schönheit entdecken und schätzen lernen – in der Reinheit der einfachsten Blüte, in der Genialität einer Ameise, in der Majestät der Berge. Sie ist auch ein Ort, wo wir uns wohlfühlen – am gemütlichen Lagerfeuer, im Meer von Blumen und summenden Insekten, hoch oben über den Wolken am Gipfelkreuz. Die Natur ist aber auch Ort der Herausforderung. Outdoor ist kein Wunschkonzert. Bei Regen und Sturm können wir nicht auf Knopfdruck das Programm und das schlechte Wetter einfach mal wegwischen. Natur bedeutet auch: Realität erleben, mit allen Sinnen, mit ihren Ecken und Kanten. Wir spüren, wie sehr wir aufeinander angewiesen sind und wie wertvoll die kleine Geste der Hilfsbereitschaft werden kann, z.B. eine Tasse warmer Tee. Auch das kann zum Weg einer Gotteserfahrung werden.
„Natur ist für Kinder so essenziell wie gute Ernährung.“
Herbert Renz-Polster
die Gute Tat
„Versucht, die Welt ein wenig besser zu verlassen, als ihr sie vorgefunden habt,“ heißt es im Testament von Lord Baden-Powell, dem Gründer der Pfadfinder. Die Welt am Stammtisch mit großen Reden verbessern kann jeder. Als Pfadfinder beginnen wir mit kleinen konkreten Schritten, mit unserer täglichen „Guten Tat“. Egal ob alleine oder in der Gruppe: Als Pfadfinder setzen wir uns ein für unsere Mitmenschen, gerade für Schwache und Hilfsbedürftige – nicht irgendwo, sondern in meiner Umgebung, beim Nächsten eben. Es gibt unzählige Gelegenheiten dafür.
Immer wieder stellen wir fest, dass beim Einsatz für den Nächsten wir selber die Beschenkten sind. Nochmals Baden-Powell: „Die beste Art, glücklich zu werden, liegt darin, andere glücklich zu machen.“ Und wenn uns die Gute Tat auch einmal schwerfällt, dann kann uns das Wort Jesu weiterhelfen: „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan hat, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40).
KPE in Jahreszahlen
1976 Am 15. Februar wird in Fortbach bei Gießen die Katholische Pfadfinderschaft Europas (KPE) gegründet. Die drei Gründerstämme sind in Gießen, Offenbach und Erlenbach beheimatet. Zum ersten Bundesfeldmeister wird Günther Walter gewählt, zum ersten Bundeskuraten P. Andreas Hönisch SJ.
1977 Die KPE versammelt sich zum ersten Bundesthing. Im Oktober wird die KPE vom Conseil Fédéral der FSE offiziell als Mitgliedsbund anerkannt.
1981 Das dritte Bundesthing wählt Dr. Gisela Scholtissek formell zur ersten Bundesmeisterin der KPE.
1984 Das erste Eurojam findet mit ca. 5.000 Teilnehmern bei Châteauroux in Frankreich statt.
1992 Die KPE wird von Bischof Josef Stimpfle offiziell als kirchliche Jugendgemeinschaft anerkannt. Das Dekret betont, der spezifische Charakter der KPE füge sich in die grundlegenden Ziele der diözesanen Jugendarbeit ein. Genannt werden: „Persönlichkeit entfalten, Gemeinschaft in Leben und Glauben aufbauen, Mitverantwortung und Mitgestaltung einüben“.
Im gleichen Jahr ruft die KPE zusammen mit anderen Pfadfinderbünden den Augsburger Singewettstreit ins Leben.
1994 Bei Viterbo in Italien findet das zweite Eurojam mit 7500 Teilnehmern statt. Im gleichen Jahr treffen sich 2000 Ranger und Rover zum ersten Euromoot bei Le Puy in Frankreich.
1996 Der Augsburger Singewettstreit wird in das zentraler gelegene Würzburg verlegt, wo der Wettstreit im Congress-Centrum stattfindet. Die Ausrichtung des Wettstreits übernimmt mit dem Umzug der Pfadfinderring Bayern e. V., in dem die KPE Mitglied ist.
2003 Die KPE führt zum ersten Mal den Singe- und Instrumentalwettstreit „Neu-Ulmer Meistersingen“ durch. Im gleichen Jahr nehmen ca. 9.000 Teilnehmer am dritten Eurojam in Polen teil. Auch die Anerkennung der UIGSE/FSE durch den HI. Stuhl fällt in das gleiche Jahr.
Ebenso 2003 lobt Joseph Kardinal Ratzinger, der spätere Papst Benedikt, die KPE ausdrücklich und empfiehlt ihre Unterstützung: „Die Jugendarbeit in der KPE ist im Ganzen durchaus positiv einzuschätzen und gibt vielen jungen Menschen eine solide Grundlage für ihren Weg im Leben“
2005 Das Bundesthing wählt Dr. Martin Hafner zum neuen Bundesfeldmeister der KPE. Er folgt Günther Walter nach, der dieses Amt seit 1976 innehatte. Im gleichen Jahr organisiert die KPE die offiziellen Angebote der UIGSE am XX. Weltjugendtag in Köln.
2007 Im Tatragebirge (Slowakei) und in Tschenstochau (Polen) findet das zweite Euromoot statt.
2008 Die UIGSE-FSE wird endgültig durch den Heiligen Stuhl anerkannt.
2009 Das Bundesthing der KPE wählt P. Paul Schindele zum Bundeskurat. Er folgt in diesem Amt P. Andreas Hönisch nach, der seit der Gründung der KPE Bundeskurat war.
2012 Martin Hafner übernimmt das Amt des Commissaire Fédéral der UIGSE.
2014 Joachim Kardinal Meisner, Erzbischof von Köln, heißt die KPE in einem Brief ausdrücklich in seinem Erzbistum willkommen. Er begrüße das Engagement der Katholischen Pfadfinderschaft Europas im Erzbistum Köln und bringt im Brief seine Dankbarkeit für diese Form der Jugendpastoral zum Ausdruck.
Ebenfalls 2014 findet in der Normandie das vierte Eurojam der UIGSE mit über 13.000 Teilnehmern statt, davon 450 KPE-Pfadfinder. Papst Franziskus schreibt in seiner Grußbotschaft zu diesem Treffen: „Ihr seid die wahren Protagonisten dieser Welt, ihr seid nicht nur Zuschauer.“
2016 feiert die KPE mit rund 1000 Teilnehmern ihr 40jähriges Jubiläum. Weihbischof Wörner erklärt in einem Grußwort: „Liebe Pfadfinderinnen und Pfadfinder. Gott öffnet den Treuen eine Tür, die niemand mehr schließen kann. (…) Bleibt treu, haltet weiterhin zu ihm! Er und seine Kirche brauchen Euch. Denn nichts kann das Herz der Menschen besser erreichen als das mutige und frohe Zeugnis junger Leute, die erkennen lassen, dass die Freude an Gott ihre Kraft ist und dass es schön ist, katholisch zu sein.“
2019 kommen über 1000 KPEler in Altötting zur Bundeswallfahrt zusammen. Bischof Stefan Oster, Jugendbischof der DBK, feiert den Festgottesdienst.
Im gleichen Jahr findet in Italien das zweite Euromoot statt. Zusammen mit 5.000 Raiderinnen und Raider aus ganz Europa machen sich die Teilnehmer aus der KPE in einer Sternwallfahrt auf nach Rom, wo sie von Papst Franziskus in einer Privataudienz mit den Worten empfangen werden: „Erinnert euch daran, dass das Pfadfindertum Männer und Frauen formen will, die Wege nach oben öffnen und den richtigen Kurs einhalten, den guten. Ich wünsche euch, liebe Ranger und Rover Europas, dass ihr Wegbereiter seid auf dem Weg des Gebens.“
2021 anerkennt die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) die KPE auf Bundesebene als privaten kanonischen Verein. Damit kommt ein jahrelanger Prozess des gegenseitigen Kennenlernens zwischen KPE und den betreffenden kirchlichen Strukturen zu einem erfolgreichen Abschluss. Die KPE dankt den Bischöfen für ihr Vertrauen, das sie durch diese Anerkennung zum Ausdruck bringen.