Interview mit der Bundesführung zur kirchlichen Anerkennung der KPE
Im Dezember 2021 hat die Deutsche Bischofskonferenz die KPE offiziell anerkannt. Wir haben bei der Bundesführung der KPE nachgefragt und uns bei Matthias, Judith, Richi und P. Markus (im Bild v.l.n.r.) über die genaueren Hintergründe und die Bedeutung der Anerkennung erkundigt.
Was bedeutet für die KPE die Anerkennung durch die DBK?
Judith: Wir sind als Katholische Pfadfinderschaft Europas ein Teil der katholischen Kirche in Deutschland. Das ist schon immer unser Selbstverständnis in der KPE. Wir sind ein katholischer Pfadfinderverband und wollen in unseren Gruppen ein echtes Pfadfindertum leben, und zwar in der Kirche und mit der Kirche. Mit der Anerkennung hat die Bischofskonferenz dies nun offiziell bestätigt. Über dieses Vertrauen freuen wir uns natürlich.
Was ändert sich dadurch? Seid ihr jetzt BDKJ?
P. Markus: Wir sind von der DBK als „privater kanonischer Verein“ anerkannt. Als privater kanonischer Verein ist man ein Verein der Kirche, bleibt jedoch gemäß den Normen der eigenen Satzung eigenständig; so sieht es das Kirchenrecht vor. Dort spricht man von „Vereinsautonomie“. Das mussten wir auch erst lernen 🙂 Die Satzung eines privaten kanonischen Vereins muss darum von der Kirche geprüft und gebilligt sein. Sie regelt dann die konkrete Zusammenarbeit zwischen den kirchlichen Stellen und dem Verein. Man könnte es auch so sagen: Mit der Anerkennung sind wir jetzt kirchenrechtlich und strukturell eine „kirchliche Realität“ in der katholischen Kirche in Deutschland. Das ist uns wichtig, denn wir verstehen uns als Teil der Kirche in Deutschland.
Mitglied im Dachverband Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) sind wir deswegen nicht. Zum BDKJ gehören mehrere große Verbände wie zum Beispiel die DPSG. Es existieren aber auch viele kirchlich anerkannte Gemeinschaften und Gruppierungen außerhalb dieses Dachverbandes.
Apropos DPSG: Wie ist euer Verhältnis zu den Georgspfadfindern?
Matthias: Die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) ist der größte katholische Pfadfinderverband in Deutschland. Vieles verbindet uns, manches machen wir anders. Das ist auch in Ordnung. Jugendpastoral ist vielfältig, genauso wie die Jugendlichen selber. Darum sehen wir uns nicht in Konkurrenz zur DPSG oder zu irgendeinem anderen Verband. Unser katholischer Glaube gibt einen großen Rahmen vor. Innerhalb dieses Rahmens darf und soll es Unterschiede geben. Bei den verschiedenen Orden ist das ja auch so. Jesuiten sind nicht Franziskaner. Warum nicht auch in der Jugendarbeit? Wenn wir als verschiedene Verbände respektvoll miteinander umgehen, profitieren davon sowohl die Kirche als auch die Kinder und Jugendlichen. Darum freuen wir uns, dass es in den letzten Jahren mehrere Gespräche zwischen KPE und DPSG (und auch PSG) gegeben hat, in denen ein persönliches Kennenlernen und ein konstruktiver Austausch möglich war – sowohl auf Bundesebene, als auch auf Diözesanebene. In diese Richtung würden wir gerne weitergehen.
Bischof Dr. Georg Bätzing hat im Dezember 2021 das Anerkennungsdekret unterzeichnet. Wie muss man sich die Schritte dazu vorstellen?
Richi: Da gibt es eine lange Vorgeschichte. Es begann eigentlich schon 2012 mit ersten Kontakten zur Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj) in Düsseldorf, seinerzeit unter der Leitung von Markus Etscheid-Stams. Damals vor zehn Jahren ging es um ein „ins Gespräch kommen“, um ein gegenseitiges Kennenlernen. Das war wichtig. Vorher hatten wir keine wirklichen Berührungspunkte. Wir haben in den Gesprächen unsere Jugendarbeit vorgestellt und die Arbeitsstelle hat ihre Außenwahrnehmung der KPE gespiegelt. So konnte ein konstruktiver Austausch entstehen, der sich seither kontinuierlich entwickelt hat. Unter der aktuellen Leitung von Frau Bianka Mohr hat sich der Kontakt intensiviert. Die Rückmeldungen, die wir von der afj bekommen, helfen uns, unsere Jugendarbeit aus externer Perspektive zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Dabei war der Austausch immer auf Augenhöhe: Wir sind, wie wir sind, und dürfen auch so sein – auch wenn wir manche Themen theologisch unterschiedlich beurteilen und vertreten.
Und so kam es dann zur Anerkennung?
P. Markus: Nein, bei den Gesprächen mit der afj ging es anfangs nicht um die Anerkennung. Dieses Thema trat später in den Vordergrund, weil verschiedene KPE-Gruppen den Wunsch geäußert hatten, in ihren Heimatdiözesen bei Veranstaltungen wie beispielsweise dem diözesanen WJT als KPE mitzuwirken. Die fehlende kirchliche Anerkennung der KPE hatte eine solche Zusammenarbeit bisher erschwert. Darum entstand zuerst die Idee einzelner Anerkennungen in den verschiedenen Diözesen, was aber immer wieder an strukturellen Schwierigkeiten gescheitert ist (z.B. fehlende diözesane KPE-Struktur…). So reifte über die Jahre bei uns und auch bei den kirchlichen Verantwortungsträgern die Erkenntnis, dass für eine gute Zusammenarbeit eine kanonische Anerkennung auf Bundesebene notwendig ist. Dieses Anliegen wurde dann in den verschiedenen Gremien der DBK behandelt, mit positivem Ergebnis.
Und dann kam einfach die Anerkennung?
Matthias: Noch nicht ganz. Zuerst mussten wir unsere Satzung an die kirchenrechtlichen Erfordernisse anpassen. In enger Abstimmung mit Kirchenrechtlern in Bonn konnten wir eine Neufassung der KPE-Satzung formulieren, die dann vom Bundesthing der KPE angenommen wurde. Im Zuge der Anerkennung als bundesweiter Verein muss auch das Bistum zustimmen, in dessen Territorium die KPE ihren Sitz hat; dieses Bistum fungiert nach der Anerkennung als Ansprechpartner für konkrete Fragen, als sogenanntes „Belegenheitsbistum“. So wurde der Kontakt mit dem Bistum Augsburg vertieft, in dem wir bereits seit 1992 als „kirchliche Jugendgemeinschaft“ beheimatet sind und unsere höchste Gruppendichte haben. Nach einer Phase des persönlichen Kennenlernens und verschiedener Gespräche mit Verantwortungsträgern auf der Bundes-, Landes- und Diözesanebene erteilte Bischof Dr. Bertram Meier seine Zustimmung. Und dann mussten natürlich noch alle Diözesanbischöfe der DBK zustimmen. Erst als dieses Votum vorlag, konnte das Dekret unterzeichnet werden. Am 9. Dezember 2021 war es dann so weit.
Wie geht es jetzt weiter?
Judith: Natürlich mit unserer ganz normalen Gruppenarbeit. Wir wollen für die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen da sein. Wir wollen ihnen als Pfadfinderinnen und Pfadfinder die Möglichkeit bieten, sich in ihrer Persönlichkeit weiter zu entwickeln und auch Jesus immer mehr kennen und lieben zu lernen. Das ist unser „Kerngeschäft“: Katholische Pfadfinder sein – im Gruppenleben, auf Lager, Fahrten und bei Diensteinsätzen. Das dürfen wir jetzt offiziell als kirchlicher Verein tun. Darüber sind wir sehr froh, aber es ändert nichts an unserem „pfadfinderischen Alltag“. Soweit es personelle Ressourcen ermöglichen, werden wir uns natürlich auch bei kirchlichen Veranstaltungen engagieren: Mithilfe bei diözesanen WJTs, Workshops bei diözesanen Jugendtreffen usw. Oder wir bringen uns überregional mit ein, wie zum Beispiel beim Forum Jugendpastoral der DBK, wo wir bereits im September 2021 als KPE bei der Neufassung der Leitlinien der Jugendpastoral der DBK mitgewirkt haben. Beim Gesprächskreis der geistlichen Gemeinschaften (GGG) sind wir schon mehrere Jahre dabei. Das wollen wir natürlich fortführen.
Was erhofft ihr euch für die Zukunft?
Matthias: Viel Interesse an unserer Arbeit! Wir verstehen unsere Gruppen und unser pädagogisches Konzept als Angebot an junge Menschen, das sich lohnt, kennenzulernen: Draußen in der Natur unterwegs sein, Gemeinschaft und Freundschaft erleben, sich mit dem Glauben auseinandersetzen, sich bei sozialen Projekten oder Hilfseinsätzen engagieren, über den eigenen Tellerrand hinausblicken und vieles mehr. Das Abenteuer ruft. Auch das Leben aus dem Glauben ist ja ein Abenteuer! Wir laden alle Neugierigen ein, die KPE kennenzulernen. Gelegenheiten dazu gibt es viele. Nicht nur auf der KPE-Homepage oder auf Youtube, sondern zum Beispiel bei unserer nächsten Bundeswallfahrt am 14./15. Mai 2022 nach Ellwangen und zum Schönenberg.
Sonst noch etwas?
Judith: Ja, eine Sache wollen wir noch loswerden: DANKE an alle, die den Prozess in den letzten Jahren begleitet und unterstützt haben – sowohl innerhalb der KPE, aber auch außerhalb der KPE, in den kirchlichen Strukturen. Danke für Euer Wohlwollen, danke für Eure Geduld, danke für Euer Vertrauen.
Danke für das Interview!
Fotos vom KPE-Pfadfinderjahr 2021