„Die Stadt Bielefeld gibt es nicht.“ – Wie? Es war schon jemand dort? Ah, ein Mitglied des Bielefeld-Verschwörungskreises… Selten haben wir bei einer Pfadfinderakademie so viel gelacht wie am vergangenen Wochenende in Augsburg mit Dr. Manfred Lütz. Egal ob über Lebenslust, Kirchengeschichte oder Gott, wenn Lütz sich ein Thema vornimmt, ist es immer unterhaltsam, spannend und – gerade da liegt die besondere Leistung – tiefsinnig zugleich.
Schon am Freitagabend durften wir unseren Gast aus Köln (linksrheinisch, versteht sich) bei uns begrüßen. Mit einem rhethorischen Feuerwerk legte er los wider die Diät-Sadisten, den Gesundheitswahn und den Fitness-Kult. Was hat das mit Glauben zu tun? Schnell wurde klar, worauf sich Lütz’s eigentliche Kritik bezieht: Gesundheit ist für uns zum höchsten Gut geworden, dem alles andere untergeordnet wird. Auch die Lebenslust. Gott sowieso. Gesundheit als Religion. Mit neuen Wallfahrtsorten (Wellness-Oasen), liturgischen Prozessionen (Chefarzt-Visite) und moralischen Geboten (Diätplan mit Körnern und grünen Blättern).
Wenn nicht die Gesundheit unser höchstes Gut ist, was dann? Natürlich GOTT. Und so ging es am Samstag mit einer „kleinen Geschichte des Größten“ weiter. Ein Vortrag über Gott. Gefahr von Langeweile? Nicht bei Lütz. Auch hier gelang es ihm brillant, komplexe theologische Themen mit einfachen, saloppen, aber treffenden Worten zusammenzufassen, mit einer gehörigen Brise Ironie gewürzt.
GOTT, einverstanden. Aber Kirche? Mit ihrer skandalösen Geschichte? Mit diesem Mythos räumte Lütz am Nachmittag gehörig auf. Natürlich gab es in 2000 Jahren auch handfeste Skandale. Kleinreden wäre gerade für einen Katholiken unehrlich. Aber auch die Schatten in der jahrhundertelangen Kirchengeschichte muss man sachlich sehen, im Kontext der Zeit, und vor allem: mit einem fairen Blick auf die positiven Errungenschaften, die ebenso auf die Kirche zurückgehen, z.B. die Erfindung der Toleranz, die Abschaffung der Sklaverei und vieles mehr. Der eigentliche Skandal der Skandale in der Kirchengeschichte besteht darin, dass man oft die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse der historischen Forschung nicht wahrhaben will.
Die Zeit mit Dr. Lütz war keineswegs nur Kabarett und Unterhaltung (das auch!), sondern eine beeindruckende Vertiefung des Glaubenswissens, bei der die Begeisterung des Referenten für den Glauben ganz unmittelbar spürbar war.
Ein weiterer Höhepunkt stand am Abend noch auf dem Programm. Der Stamm Bodensee brachte das Theaterstück „Der Laden des Goldschmieds“ von Karol Wojtyła (Papst Johannes Paul II.) auf die Bühne. In drei Szenen zum wirklichen Wesen der ehelichen Liebe, so der Anspruch bei der Einführung. Tief beeindruckt von den Einsichten Wojtylas, aber auch von der Leistung der Schauspieler gab es am Ende großen Applaus.
Am Sonntag fanden in Baden-Württemberg und Bayern die Stufen- und Landestreffen statt, teils mit Neuwahlen in der Landesführung. Den neuen, jungen und engagierten Teams in den beiden Ländern wünschen wir alles Gute und Gottes Segen für ihre schöne und herausfordernde Aufgabe.
(Auf das Foto klicken, dann startet die Galerie.)