„Was treibt euch an, dass ihr diese Strapazen einer Fußwallfahrt auf euch nehmt?“ so die etwas herausfordernde Frage eine Besucherin des zwiefaltener Münsters während des Schlussliedes.
Ja, was treibt sie also an, die bunte Schar froher Wallfahrer? Vielleicht der Gedanke, Teil dieser frohen Glaubensverkündigung sein zu dürfen, ganz konkret bei der diesjährigen Landeswallfahrt dabeizusein– was in Summe ein ganz schön starkes Zeichen für den Glauben und seine Verkündigung ausmacht.
300 „Mann“ hatten sich am Sportplatz der Ortschaft Zwiefaltendorf fröhlich zusammengefunden, um die nächsten 2 Stunden gemeinsam im Gebet und Singen unter Begleitung von Bannern nach Zwiefalten zu laufen. Ein Großteil der verschiedenen Altersstufen hatte schon ein beachtliches Programm in den vergangenen zwei Tage absolviert, das mit dem Brückentag nach Christi Himmelfahrt begonnen hatte.
Nach guter Pfadfinder-Tradition wurde für die verschiedenen Altersstufen ein vielfältiges Programm angeboten, kreativ erdacht und sorgfältig vorbereitet: Die Wölflinge maßen ihr Können bei Lagerfeuertechniken, Zeltaufbau, Singen, Knotenkunde, Geschicklichkeit usw. im Rahmen der Meutenrallye; die Pfadfindersippen traten beim Landeslager gegeneinander an, bei dem sie sich u.a. im Feuerstellenbau und Postenlauf bewähren mussten. Die Pfadfinderinnen unternahmen einen anspruchsvollen Orientierungslauf im malerischen Lautertal mit beeindruckender Kulisse der Ruine Wartstein, Höhlenerkundungen mit dem Sammeln von Steinen, die am Ende gegen pfadfindertaugliche Schätze eingelöst werden konnten. Die Raider erkundeten in einer Nachtaktion die Falkensteiner Höhle. Am nächsten Tag versuchten sie in Bad Urach „Mission Manifest“ in der Praxis umzusetzen. Auch den Familien mit kleineren Kindern wurde Raum zum Auftanken gegeben. Neben eine kleinen Wanderung, Kinderbetreuung und Möglichkeit zum Austausch regte Bundeskurat P. Markus in einem interessanten und kurzweiligen Vortrag an, über den sinnvollen Gebrauch von modernen Medien in der Familie nachzudenken.
Gegen Abend konnte man bei den Abendrunden überall die Lagerfeuerlieder der einzelnen Gruppen erschallen hören. Manche der Älteren verbrachten einen Teil der Nacht still im Gebet vor dem Herrn.
Am Sonntagvormittag strömte dann die Schar aller Pfadfinder und Freunde zum Sammelplatz in Zwiefaltendorf. Nicht einem der Wölflinge und Pfadfinder wären aufgebrauchte Kraftreserven anzusehen gewesen, im Gegenteil! Gut gelaunt, bei optimalem Wanderwetter – angeführt von Bannern sowie den Wimpeln und Meutenmasten der verschiedenen Pfadfindergruppen setzte sich der Zug in Bewegung. Betend und singend ging´s entlang der Zwiefaltener Aach auf einem Kinderwagen-tauglichem Wanderweg. Begleitet wurde der Wallfahrerzug im Marienmonat Mai von einer liebevoll geschmückten Muttergottes Statue.
Dieses schöne ansprechende Bild an diesem 13. Mai, der zugleich Muttertag war, ließ auch entgegenkommende Wanderer und Radfahrer erstaunt innehalten. Da wandelte eine stattliche Gruppe verschiedener Generationen von älteren „Altpfadfindern“ bis zu den Babys und Mamas mit fortgeschrittenem Babybauch fröhlich singend, betend, gelöst plaudernd unter Begleitung einer liebevoll geschmückten Marienstatue. Das frohe Miteinander war spürbar.
Die Geheimnisse des Rosenkranzes wurden in sehr anschaulichen Worten zur Betrachtung erläutert. Dank der mitgeführten Lautsprecher waren auch die Stimmen der Wölflinge, die das Rosenkranzgebet mitvortrugen, in den hintersten Reihen unter den Familien klar zu vernehmen, in denen die jüngeren Kinder ihrer Lebendigkeit Ausdruck verliehen.
Ein besonders schöner Impuls war gleich anfangs die Ermunterung, eine bestimmte Person auszuwählen, die man im Gebet und im Herzen während der Wanderung mit sich tragen wollte. Hier bekam das oftmals schnell daher gesagte „ ich denk an dich im Gebet“, „ich bin in Gedanken bei dir“ eine sehr starke Bedeutung, indem man sich bewusst für einen konkreten Menschen entschied, den man in Gedanken während der Wallfahrt mit seinen Nöten vor Gott brachte. Wie tröstend und aufmunternd ist doch die Vorstellung sich gegenseitig im Gebet getragen zu wissen.
Nach einer kurzen Verschnaufpause folgte um 12 Uhr der feierliche Einzug ins Münster Zwiefalten zur Heiligen Messe mit Zelebrant P. Roland. Musikalisch begleitet wurde das feierliche Hochamt von einer für Pfadfinder komponierten Messe, die sehr stimmgewaltig mehrstimmig von den Gläubigen gesungen wurde.
Unmittelbar im Anschluss an den Gottesdienst trafen sich alle zur gemeinsamen Schlussrunde oberhalb von Zwiefalten. Mit ausgiebigem Plausch bei Leberkäswecken und Lagerfeuer vergingen die nächsten 2 Stunden im Fluge. Die Jüngsten sausten in der Natur um die Wette oder tummelten sich am Lagerfeuer, die eigenen Stammesgruppen nutzten die Gelegenheit des Treffens für Gruppenfotos und andere wichtige Dinge, die Eltern tauschten sich entspannt aus und auch die Älteren freuten sich am Wiedersehen und plauderten über alte Zeiten. Und so gingen reich erfüllte Tage gegen Nachmittag zu Ende.
Wen die Argumente nicht überzeugten, „warum die Strapazen“ dem sei einfach einmal ein Blick in die vielen glücklichen, gut gelaunten Gesichter nahegelegt, in denen sich die Eindrücke froher und sonniger Tage nachhaltig widerspiegeln. Das was an Anstrengung investiert wurde, war offenbar wieder wett gemacht worden. Jedenfalls kehrten alle reich erfüllt nach Hause zurück.
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