Zusammenkommen, ohne zusammenzukommen. Auch das geht. Jetzt im November hat zum ersten Mal unsere Herbst-Akademie im virtuellen Raum stattgefunden. Mit ein paar kleinen, aber schönen Überraschungen.
Weil die aktuellen Corona-Verordnungen gegenseitige Besuche von zwei Haushalte erlauben, haben viele Akademieteilnehmer „2er-Mini-Akademie-Treffen“ bei sich zuhause organisiert. Man nahm also zu zweit an den Vorträgen teil, und konnte das übliche Akademie-Rahmenprogramm wenigstens im Minimalformat selber organisieren. Rosenkranz und Komplet waren sogar noch im virtuellen Konferenzraum möglich. Kochen und Essen blieb dann, Gott-sei-Dank, vollständig analog! 🙂
Im Rahmen unserer Akademien vertiefen und diskutieren wir gern aktuelle Themen aus Glaube, Kirche und Gesellschaft. Gerade für uns junge Erwachsene ist es wichtig, eigene Standpunkte zu erringen, in unseren Überzeugungen sprachfähig zu werden, und den reichen Schatz, den uns der christliche Glaube und die katholische Tradition anbietet, kennenzulernen. Und dann im Leben auch kommunizieren zu können. Mit Pater DDr. Dominikus Kraschl OFM, Professor für Philosophie und Philosophiegeschichte an der Theologischen Hochschule Chur (Schweiz), hatten wir einen ausgewiesenen Experten im Boot: Gibt es Wege, unseren Glauben an Gott in einer säkularen Welt mit rationalen Argumenten zu erklären? In seinem ersten Vortrag stellte er uns das „Moralische Argument“ vor, wie es von William L. Craig bzw. von David Baggett formuliert wurde. Im zweiten Vortag untersuchten wir verschiedene Fehlschlüsse, die in emotionalen Diskussionen häufig Verwendung finden. Besonders aktiv und engagiert waren die Teilnehmer bei den anschließenden Übungen. „Die Kirche hat zu viele Verbrechen begangen (Kreuzzüge, Hexenverfolgungen, Glaubenskriege etc.), als dass man ihre Behauptungen und Appelle ernst nehmen müsste.“ Das Argument klingt auf den ersten Blick einleuchtend, ist aber in Wirklichkeit ein Ad-hominem-Argument.
Der Sonntagvormittag war dem Thema „Laudato si‘ für Pfadfinder“ gewidmet. Bis zum 24. Mai 2021 läuft noch das „Laudato-si-Jahr“, das Papst Franziskus ausgerufen hat und das dem Thema Schöpfung gewidmet ist. Gerade uns Pfadfinder steht dieses Thema besonders nahe, und damit beschäftigte sich unser Bundeskurat Pater DDr. Markus Christoph in seinem Impuls. Was trägt die Bibel an Gedanken zum Thema Umweltschutz bei? Was meint Papst Franziskus eigentlich mit „ganzheitlicher Ökologie“? Welche konkreten Hinweise für den Alltag finden sich in seiner Umweltenzyklika? Und vor allem: Welche Ideen haben wir selber? Für uns? Für unsere Gruppen? Und für Diskussionen in unseren Runden? In einem Yopad-Dokument wurden eifrig Ideen und Anregungen gesammelt und ausgetauscht.
Freilich, die Nachteile einer digitalen Akademie liegen auf der Hand: Unser Pfadfinderansatz braucht das reale Leben. Die konkrete Begegnung mit dem anderen steht immer im Mittelpunkt. Digitale Formate sind und bleiben Notlösungen. Aber Notlösungen sind besser als nichts. Und zu den schönen Überraschungen zählte: Noch nie war der Teilnehmerkreis so weit gefächert wie diesesmal, denn verstreut über den ganzen Kontinent hatten sich KPEler und Gäste zugeschalten. Damit war dann selbst eine digitale Akademie etwas ganz besonderes.