Gemeinsam den Glauben tiefer kennenlernen, gemeinsam aktuelle Themen diskutieren, gemeinsam über Gott und Welt philosophieren – auch das gehört zu unserem Pfadfinderleben. Darum gibt es die „KPE-Akademien“, die Rangern und Rovern (ab 17) – und Freunden und Bekannten – einen Raum bieten, sich mit Glaubens- und Zeitfragen tiefer auseinanderzusetzen. Und so waren rund 60 junge Erwachsene am Wochenende des 18./19.11. der Einladung nach St. Stefan in München/Gräfelfing gefolgt.
Pfarrer Sebastian Bucher aus dem Bistum Eichstätt eröffnete das Wochenende mit einem spannenden Überblick über die Heilsgeschichte anhand der verschiedenen Bundesschlüsse im Alten Testament. Die Geschichte des jüdischen Volkes ist die Voraussetzung, um das Wirken Jesu im Neuen Testament als Fülle der Verheißungen zu verstehen. Adam – Noah – Abraham – Mose – David – JESUS: Vom AT führt eine direkte Linie zum neuen und ewigen Bund, den wir in jeder Eucharistiefeier erneuern.
Der Weg der Schönheit als Weg der Gotteserkenntnis – diesem philosophischem Thema war der Samstagvormittag gewidment. Prof. DDr. Dominikus Kraschl war dazu extra aus Würzburg gekommen. Ist Schönheit objektiv? Oder nur eine subjektive Frage der Wahrnehmung? Kann Schönheit ein Weg zur Gotteserkenntnis werden? Dem hl. Franziskus wird ein besonderer Sinn für die Schönheit der Schöpfung nachgesagt, und so war Prof. Kraschl – als Franziskaner – genau der richtige Mann für dieses Thema. Sein Vortrag war voll von inspirierenden Impulsen, wie sich das Phänomen „Schönheit“ denkerisch fassen lässt und welche Rolle Schönheit auf unserem Weg zu Gott – DEM Schönen – spielen könnte (oder sollte).
Himmel und Hölle – so lautete das Thema des Nachmittags. Was genau glauben wir eigentlich, wenn wir vom Himmel als unserem ewigen Ziel sprechen? Auf einer Wolke sitzen und 24/7-Halleluja singen? Und was meint Jesus, wenn er im Evangelium von der Hölle spricht? Gibt es die wirklich? Oder widerspräche das nicht der Barmherzigkeit Gottes? … Diese Fragen – und viele andere – erörterte Prof. DDr. Thomas Marschler aus Augsburg. Und so sehr sich die Jugendlichen auch bemühten, ihn mit einer Frage in Verlegenheit zu bringen – ausgehend von der biblischen Grundlage und vom Phänomen der menschlichen Freiheit gelang es Prof. Marschler immer wieder, scheinbare Widersprüche der biblischen Höllen-Lehre plausibel zu machen. Es waren ganz besondere Stunden des reflektierten Nachdenkens über unseren Glauben!
Am Sonntag war DDDr. Peter Egger aus Brixen zu Gast und referierte über die Themen Die Antwort Jesu auf die Fragen und Probleme des modernen Menschen und über Die sieben Stufen der Liebe. Manchen Teilnehmern war Dr. Egger bereits von anderen Vorträgen bekannt – entsprechend hoch waren die Erwartungen… und wurden nicht enttäuscht: In seiner gewohnt kurzweiligen, systematischen, anschaulichen, und zugleich tiefen und spirituellen Art fasste er in 20 Punkten, die jeweils aus der Predigt des NT entnommen waren, die Antwort Jesu auf Schwierigkeiten und Probleme unserer heutigen Welt zusammen. Ziel des Nachmittags ware es, Liebe in einer Beziehung als Stufenleiter zu verstehen, die es Schritt für Schritt zu erklimmen gilt – angefangen von der gefühlsmäßigen Liebe (Sympathie), über die Stufen der erotischen, geistigen, tugendhaften, sozialen, seelischen Liebe bis hin zur spezifisch christlichen Liebe. Besondere Momente des Vortrags waren die Augenblicke, in denen Frau Egger, die ihren Mann begleitete, von ihrem eigenen Weg der Beziehung ein beeindruckendes Zeugnis ablegte.
Alle Vorträge waren wie immer umrahmt von Stunden des freundschaftlichen Zusammenseins, Wiedersehens und Erzählens. Bei der Lieder-Abendrunde gab es einen ausführlichen Rückblick über die Sommerfahrt des Mädchenbundes nach Südamerika (mit beeindruckenden Fotos und Berichten). Zur mitternächtlichen Stunde durften wir drei Ranger-/Roververpflichtungen miterleben – Maria, Sonja und Andreas übernahmen mit dieser Zeremonie für die nächsten drei Jahre eine Dienstaufgabe, auf die sie sich in den letzten Monaten vorbereitet haben.
Und natürlich besteht ein Wesenselement der Akademien auch im gemeinsamen Gebet. Die Pfarrei St. Stefan in Gräfelfing hatte uns nicht nur das Pfarrheim großzügig zur Verfügung gestellt, sondern wir durften zu jeder Tages- und Nachtzeit auch die Pfarrkirche mitnutzen – für die hl. Messe, für Laudes, für eine Anbetungsstunde im Kerzenschein… Auf diese Weise blieb am Wochenende der Glaube nicht nur Theorie, sondern Jesus stand ganz konkret im Mittelpunkt unserer Akademie.
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