Als Pfadfinderinnen und Pfadfinder gehen wir mit einem offenen Herzen auf unsere Mitmenschen zu – und zwar nicht nur auf unsere unmittelbaren Nachbarn, die wir schon kennen, sondern auch auf Menschen, die neu in unser Land gekommen sind. Dabei machen wir immer wieder die Erfahrung, dass nicht nur die Sprache, sondern auch die kulturellen Unterschiede echte Herausforderungen sein können, einander näher zu kommen. Aus diesem Grund hatten wir für die diesjährige Frühlingsakademie ein Al Massira-Training organisiert: „Al Massira“, arabisch das Wort für „Die Reise“, ist ein kulturspezifisches Projekt, das auf eine Idee im Jahr 1998 in Kairo zurückgeht und aus der Erfahrung heraus entstand, dass die Begegnung von Menschen aus der westlichen und orientalischen Kultur gewisse Aufgaben mit sich bringt. Ziel des Programmes ist es daher, Räume zu entwickeln, in denen für Menschen aus dem Orient ein erstes Kennenlernen und ein Austausch über Werte und den christlichen Glaubens möglich sind, und zwar im Rahmen einer Begegnung der Freundschaft, als Angebot, ohne alternative Glaubensmodelle zu bewerten oder in Konkurrenz zu sehen. „Fremde Häuser sollen nicht zerstört oder durch Umdeutung neu tapeziert werden,“ erklärt Lore aus dem Trainerteam den Ansatz von Al Massira.
Mittels eines Online-Vorkurse hatten sich alle Teilnehmer bereits zuhause auf das Wochenende vorbereitet. In St. Anton in Augsburg fand dann die Akademie statt und hat uns in mancherlei Hinsicht die Augen geöffnet, was im Umgang mit Menschen aus einem anderen kulturellen Hintergrund zu beachten ist: Welche No-Gos gibt es im Orient? Was ist eine „Schamkultur“? Was macht den Verständnis-Unterschied zwischen einem „Christen“ und einem „Jesusnachfolger“? Was bedeutet Pünktlichkeit auf Orientalisch? … Die aktuelle Corona-Situation erschwert es uns freilich, die neuen Impulse gleich konkret anzuwenden. Wir konnten jedoch vieles an Grundhaltung für unsere unterschiedlichen Tätigkeitsfelder mit in den Alltag nehmen.
Am Sonntag besuchte ganz spontan Weihbischof Florian Wörner unsere Akademie und feierte mit uns die heilige Messe in St. Anton. Im Anschluss gab es im Rahmen einer Q&A-Stunde noch einen regen Austausch, wie wir aus christlicher Sicht am besten mit der derzeitigen Krisensituation umgehen. DANKE, Herr Weihbischof, für Ihr Kommen!